Interview Jüre Hofer

Timmermahn und 60 Jahre:
Ich habe ein gutes Herz und starke Hände, meide Krankenhäuser und ernähre mich ordentlich. Ich habe noch einiges vor mir.
Vernissage und Ausstellungen:
Zur lustigen Jubiläums-Ausstellung meiner neuen Bilder im Atelier in Rüeggisberg,
Samstag 26. und Sonntag 27. Oktober, jeweils von 10 bis 19 Uhr, möchte ich alle Leute herzlich willkommen heissen. Es ist halt schön, wenn ich viele Freunde und Kunden kommen seh. Schön ist es ferner wenn sie saufen und dann meine Bilder kaufen. Wenn sie schliesslich wieder gehen, freu ich mich aufs Wiedersehn. Ab nächster Woche auf timmermahn.ch anzusehn.
Sex und Alter:
Ich mag jetzt nicht die Sexualgeschichte neu erfinden. Man soll dem Affen kein Loch in den Pelz brennen. Nach all den übermenschlichen Nageleien kommt man allmählich in die Lage, die Dinge etwas differenzierter anzugehen. Mit den Jahren beginnen dich die Bärenaugen anzuschielen und das macht die Sache auch nicht einfacher. Aber ich will nicht aufschneiden und ich will der Welt ihren Lauf lassen.
Harley und Davidson:
Die Unvergleichlichen! Nichts gegenzusagen. Smarte Company, stramme Ideologie, rühriges Händlernetz. Einspurfahrzeuge mit altmodischen V Twin Motoren, mit Kraft zum Abwinken und geringer Schräglage. Ein Dino neben den hochentwickelten japanischen Motorrädern. Meine Mühle hat mich durch ganz Amerika getragen. Ohne Fisimatenten. Nach 100 000 Km hab ich sie tiefschwarz umlackieren lassen und TIMMSFIELD auf den Tank geschrieben.
Malen und zahlen:
Früher haben mich Steuererklärungen und Bullshit nicht interessiert. Heutzutage muss meine gute Frau an einem Nachmittag an die zwölfhundert langwierige Formulare ausfüllen und tausende, schwer verdiente Schweizerfranken auf die Poststelle tragen. Eine traurige Tätigkeit. Male und zahle. Da muss ich durch. Die Raffgier der Ämter macht mich traurig. Manchmal weine ich nachts in mein Duvet.
Drogen und Suff:
Oh Gottchen Herr Hofer, sie stellen mir Fragen. Da kann ich jetzt beim besten Willen nicht viel dazu sagen. Mein damaliger Konsum hat mir eine böse Psychose eingebracht. Es ist nicht fair von ihnen, mir unter diesen Bedingungen solche Fragen zu stellen. Ich wette, wäre ich Brigadier oder dergleichen, sie würden mit solchen Fragen zurückhalten. Bitte weiter!
Freiheit und Abenteuer:
Die glorreiche Legende! Nicht jedermanns Sache, oder vielleicht liegts auch nur am Wetter. Wahrscheinlich aber wollen es alle. Und um die Ehre zu retten blufft man einen ab und erfindet alles mögliche. Einige male habe ich sie wirklich erfahren dürfen. Hätte ich meine Jahre gebraucht, wär’s sicher noch mehr geworden. Aber für mich geht das in Ordnung.
Rüeggis und Berg:
Mein Lieblingsdorf. Rüeggisberg liegt am südlichsten Absatz des Längenbergs auf 935 m ü. Meer. Vor gut 10 Jahren sind wir hier hergezogen. Nie habe ich seit meiner Kindheit so lange am selben Ort leben können. Aus dem Atelierfenster sehe ich alle Schweizer Berge. Manchmal rieche ich das Mittelmeer, oder die Ägäis. Beim Lottospielen im Bären gewinne ich immer.
Frauen und Kinder:
Meine Frau Sandra ist gut zu mir. Manchmal tröstet sie mich. Unser elfjähriger Sohn Mario ist ein schlechter Befehlsempfänger. Drum hab ich ihn gerne. Er ist auch gut zu mir. In Rüeggisberg sind alle Frauen gut zu ihren Männer. Die Kinder auch zu ihren Eltern. Ich führe ein sehr schönes Leben
Viel und zuviel:
Manchmal werfe ich einen Blick in den Kühlschrank, um mich zu vergewissern ob noch genügend Nahrung vorhanden ist. Ist zuviel drinnen vereist er gelegentlich und surrt in der Nacht. Der alte Fred Wagner musste einen Nervenarzt aufsuchen weil er geizig war und ein Loch bohrte in die Kühlschranktür, um zu kontrollieren ob auch kein Licht brennt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Kunst und Kommerz:
Durch Geld ist Kunst angenehmer zu ertragen.
Stars und Stripes:
Sterne und Streifen. Die Bannerflagge der vereinten Staaten von Amerika. Wegen den hohen Wolkenkratzern die keinen Sonnestrahl durchlassen, haben die Amerikaner einen bleichen Teint. Auf dem Lande haben sie einen roten. Die Städter sind Yankees. Die andern meist Indianer oder Afroamerikaner. Das Land steht im Ruf wunderschöne, verlockende Frauen zu haben. Drumherum gähnt eine weite Prärie. Der momentane Präsident hat eine bestimmende Mutter.
Pinsel und Farbe:
Bilder in hellen, lichten Farben lassen sich heutzutage besser verkaufen. Jemandem den Zylaster pinseln, ein Mann einer Dame beispielsweise, kann sehr interessant sein, ist aber beileibe nicht das einzig Entscheidende. Wichtig ist vielmehr eine ausgewogene Ernährung und geregelter Stuhlgang.
Wort und Sprache:
Eine meiner Lieblingssparten. Wortschöpfungen sind bei jung und alt wieder sehr beliebt. So etwa der Heuler aus dem deutschen Baufach: “Wir fliesen ihre Küche und kacheln ihre Alte.“ Aber Obacht. Solchen Extremismus darf man nicht zu sehr ins Kraut schiessen lassen.
Rock und Roll:
Heisst eigentlich wiegen und rollen. Aber wir haben in den Jugendjahren auch munter lecker Schmackofaz dazu getrieben. So ändern sich die Zeiten.
19.10.02